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Der Überblick, März 2001

Jeder Mensch strebt nach Sicherheit, braucht Unterstützung, wenn er krank oder arbeitslos ist oder im Alter nicht mehr arbeiten kann. In tradtionellen agrarischen Gesellschaften ist es keine Frage, wer Hilfe leistet, wenn jemand in Not gerät: die Großfamilie. Wer etwa arbeitslos wird, kann erwarten, dass ihn sogar ein weit entfernter Verwandter beschäftigt oder durchfüttert, wenn dieser dazu in der Lage ist. Wenn aber Menschen in die Städte abwandern oder ins entfernte Ausland ziehen, um dort zu arbeiten und die Großfamilie auseinandergerissen wird, dann gilt es, andere Netze wechselseitiger Hilfe zu schaffen. 

Der preußische Staat hat einst mit der unter Bismarck eingeführten Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Rentenversicherung neue Wege gewiesen, wie Menschen geschützt werden können, die die Industrialisierung aus ihren traditionellen Familienverbänden heausgerissen hatte. In den kommunistischen Ländern haben der Staat direkt oder Staatsbetriebe die Krankheitskosten und den Unterhalt im Ruhestand bezahlt. Mit dem Zusammenbruch kommunistischer Systeme sind auch deren soziale Sicherungsinstitutionen hinfällig geworden. In den Industrieländern sind an Löhne oder Gehälter gekoppelte Sozialversicherungsbeiträge ein Kostenproblem im internationalen Wettbewerb geworben. Und Sozialversicherungen nach dem Bismarck-Modell greifen in Entwicklungsländern nicht, wo der überwiegende Teil der Arbeitskräfte im informellen Sektor beschäftigt ist. 

Auch eine positive Entwicklung kann zu Problemen führen. Die Menschen in den meisten Ländern werden älter als frühere Generationen. Dazu hat nicht zuletzt der medizinische Fortschritt beigetragen. Wie aber wird für ihren Unterhalt im Alter gesorgt, wenn der Anteil derjenigen an der Bevölkerung zurückgeht, die mit ihrer Arbeit den Lebensunterhalt für Jung und Alt mitverdienen müssen? So gibt es kaum Staaten, die nicht vor der Aufgabe stehen, ihre Systeme sozialer Sicherheit grundlegend zu reformieren. 


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