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Allianz
der Jungpolitiker fordert Rentenreformen
Von Karin Nink, Berlin und Jens
Tartler, Hannover
FTD, November 12, 2002
Wollten einige Grüne zunächst in ihrer machtpolitischen Eitelkeit gekränkt
dem Kanzler schnell mal an den Karren fahren, entpuppt sich der
Koalitionsstreit um die Erhöhung der Rentenbeiträge quer durch alle
Parteien zunehmend als eine Generationenfrage.
Es geht nicht, dass die Probleme immer stärker jüngeren Arbeitnehmern
aufgebürdet werden, weil weitere nachhaltige Reformen verschoben werden",
formuliert es die jüngste Abgeordnete im Bundestag, Anna Lührmann von
den Grünen. Mit ihrer Kritik findet sie Zustimmung in SPD und Union.
Auch junge Sozialdemokraten
fordern dringend weitere strukturelle Reformen der sozialen
Sicherungssysteme. Carsten Schneider und Kerstin
Griese sind zwei von ihnen. Sie werden beide der Beitragserhöhung am
Freitag zustimmen. Doch dann erwarten sie weitere Schritte, um neue Kosten
durch die Sozialversicherungssysteme zu vermeiden: "Die Entscheidung
von Freitag ist kurzfristig notwendig, mittel- und langfristig brauchen
wir aber weitere Reformen", sagte SPD-Fraktionsvorstandsfrau Griese
am Montag der FTD.
Schneider betont: "Wirklich
solidarisch heißt, dass auch die Älteren einbezogen werden und nicht nur
die jüngeren höhere Beiträge zahlen müssen." Die Partei- und
Fraktionsspitze der SPD könne sich nicht darauf zurückziehen, dass die
Rentner mit der Reform in der vorigen Legislaturperiode ihren Beitrag
schon geleistet hätten.
Auch bei jüngeren
CDU-Abgeordneten stoßen die Forderungen von Lührmann und Co auf ein
positives Echo: "Ich kann die jungen Grünen nur unterstützen, das
ist vollkommen richtig. Die Generationen müssen gleichmäßig belastet
werden", sagt die 38-jährige Bundestagsabgeordnete Martina Krogmann.
Die Probleme könnten nicht nur auf die heutigen Beitragszahler verlagert
werden.
Ursula Heinen, CDU-Abgeordnete,
findet: "Es ist richtig, dass die Grünen jetzt so einen Terror
machen." Sie erinnert sich daran, dass die Union 1998 das gleiche
Problem hatte. Damals stellte sich die damalige Junge-Unions-Vorsitzende
Hildegard Müller gegen die Rentenpläne von Norbert Blüm, der als zuständiger
Minister am beitragsfinanzierten Rentensystem nichts Grundsätzliches ändern
wollte.
Stärker als Blüm hat Rot-Grün
das Rentensystem reformiert, indem es in der vorigen Legislaturperiode
eine zweite, kapitalgedeckte Altersvorsorge eingeführt hat. Allerdings
ist jedem freigestellt, ob er diese Möglichkeit nutzt oder nicht. Den Jüngeren
in der SPD reicht dieser Schritt deswegen nicht aus. Griese und andere
fordern eine obligatorische, private Zusatzvorsorge. "Das ist ein
kalkulierbares Standbein und bringt eine gewisse Sicherheit in die
Rentenversicherung", glaubt Griese. Deswegen müsse die SPD das Thema
Pflichtzusatzvorsorge noch einmal aufgreifen. Zusammen mit ihren Kollegen
vom "Netzwerk Berlin" sitzt sie an einer Erklärung, mit der sie
ihre Forderungen im Bundestag zum Ausdruck bringen wollen.
Sowohl Griese als auch Schneider
betonen, dass die die Renten der Älteren nicht kürzen wollen. Aber die
Älteren müssten auch ihren Beitrag leisten. Schneider schlägt vor, dass
der Arbeitgeberanteil für die Krankenkassen, der bei Ruheständlern vom
Staat gezahlt wird," sukzessive zu Lasten der Rentner gehen solle.
"Künftig sollten Rentner den Krankenkassenbeitrag komplett selbst
tragen", fordert er. In welcher Größenordnung die Anpassung
erfolgen sollte, lässt er offen.
Die jungen SPDler werden Kanzler Schröder am Freitag nicht im Stich
lassen und ihm die Mehrheit sichern. Doch die Regierung wird um weitere
weitere Reformen nicht herum kommen. Die Forderung der Jungen ist
eindeutig: Senkung der Lohnnebenkosten noch in dieser Wahlperiode.
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